Historisches Eingangsportal Historisches Eingangspartal
Historisches Amtsgerichtsgebäude Historisches Amtsgerichtsgebäude
Historisches Gefängnis Historisches Gefängnis

Erste Eigenständigkeit

Bis zum 30. September 1879 war Gladbeck dem Kreisgericht in Dorsten unterstellt. Mit Inkrafttreten des neuen Gerichtsverfassungsgesetzes am 01.Oktober 1879 wurde es dann dem in Buer neu errichteten Königlich Preußischen Amtsgericht zugeordnet. In den folgenden Jahren wurden vielfache Anstrengungen unternommen, dem Amt Gladbeck auch ein eigenes Amtsgericht zu geben. Diese Bestrebungen führten zu der Errichtung eines Amtsgerichts in Gladbeck durch Gesetz vom 28. Mai 1912. Die Errichtung wurde sodann durch Kabinettsverordnung vom 15. Januar 1913 auf den 01. Februar 1913 bestimmt. Der Gerichtsbezirk umfasste das Amt bzw. die Gemeinde Gladbeck mit 47.693 Einwohnern. Bei dem Gericht nahmen 1913 die Arbeit auf: 3 Amtsrichter, 6 Gerichtsschreiber, 2 Gerichtsvollzieher, 2 Kanzleigehilfen und 2 Gerichtsdiener.

Von der Untermiete zum eigenen Gebäude

Zunächst waren die Diensträume in dem Gladbecker Amtshaus untergebracht. Durch Vertrag vom 21.Oktober 1912 hatte sich die Gemeinde Gladbeck zum Bau eines Gerichtsgebäudes und eines Gefängnisgebäudes nebst Dienstwohnungen verpflichtet. Als Gegenleistung sollte sie einen Mietzins von 4,5 % des aufgewendeten reinen Baukapitals erhalten.

Der stattliche Bau mit dem aus einem 65 Zentner schweren Turfsteinblock gehauenen Adler über dem Hauptportal war der Stolz der Gemeinde. Für einen ordnungsgemäßen Dienstablauf des Gerichts war der Neubau bitter nötig, denn das Amtshaus platzte bald aus allen Nähten. Am 31. Januar 1917 konnte das in den Tagen des 1. Weltkrieges fertiggestellte Bauwerk bezogen werden, zu dem auch ein Gefängnis mit 26 Zellen gehörte.

Der massive Bau überstand auch die Wirren des 2. Weltkrieges. Lediglich der Flügel zur Schützenstraße war beschädigt, konnte aber zügig wieder hergestellt werden. Allerdings war das beschädigte Gebäude weniger das Problem, als vielmehr die Wiederherstellung des Vertrauens der Bevölkerung in die Rechtsprechung.

Bodengebietsreform und wieder auf der Straße?

Im Jahre 1932 sollten per Notverordnung 60 Amtsgerichte im Bezirk des Oberlandesgerichts Hamm zusammengelegt werden. Das Amtsgericht Gladbeck blieb von dieser Not verschont.

Der Flächennutzungsplan der Gemeinde Gladbeck sah im Jahre 1967 eine Verbreiterung der Schützenstraße vor. Für die Umsetzung dieses Planes sollte das Gerichtsgebäude weichen. Als Neubauplatz hatte die Gemeinde Gladbeck das Gelände der alten Badeanstalt vorgesehen. Nach Scheitern der entsprechenden Verhandlungen kaufte das Land Nordrhein - Westfalen Boden und Gebäude aufgrund des Vertrages vom 21.Oktober 1912, der ein Kaufrecht zu einem vorab bestimmten Preis vorsah, falls das Land dies wünsche.

Nach Umbau und Renovierung erhielt das Gerichtsgebäude am 18.September 1974 ein neues Portal, das bis zum Bezug des Erweiterungsbaus im Jahre 2007 den Eingang des Amtsgerichts bildete.

Durch die geplante Bodengebietsreform sollte 1976 eine Neugliederung des Ruhrgebietes erfolgen, was auch Einfluss auf den Gerichtsbezirk Gladbeck hätte haben sollen. Durch Zusammenlegung der Städte Gladbeck und Bottrop und der Gemeinde Kirchhellen ("Glabotki") sollte das umfassend zuständige Amtsgericht Bottrop - Gladbeck entstehen. Die Reform wurde allerdings anders realisiert. So wurde die Gemeinde Kirchhellen zu der Stadt Bottrop eingemeindet, Gladbeck gehörte weiterhin als eigenständige Stadt dem Kreis Recklinghausen an. An dem Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Gladbeck änderte sich nichts.

Im Mai 1978 wurde der bereits seit Jahren leer stehende Gefängnisbau abgerissen. Das Gefängnis hatte bereits seit Langem seine Bedeutung verloren, Haftstrafen wurden seit dem 01. Juni 1970 dort nicht mehr verbüßt.

Das Amtsgericht heute

Lange Zeit hat das Amtsgerichtsgebäude dann sein äußeres Erscheinungsbild behalten. Das historische Gebäude wurde im Sommer 1990 unter Denkmalschutz gestellt. Das Gericht steht im Dreieck der Landesbehörden - Polizei, ehemaliges Finanzamt, Gericht - rund um den Jovyplatz. Ein aufgrund akuten Platzmangels dringend notwendiger Erweiterungsbau wurde in den Jahren 2006/2007 errichtet; dabei wurde  der Eingang zur Schützenstraße verlegt. Der Altbau wurde 2008 modernisiert, so dass das gesamte Gebäude nunmehr barrierefrei ist.

Die Stadt Gladbeck hat heute (Dezember 2022) etwa 79.000 Einwohner; das Amtsgericht Gladbeck knapp 50 Beschäftigte.